Kein CSD für die AFD | Stellungnahme vom FLINT*Komitee und Stellungnahme von Eve Massacre
Vom FLINT* Komitee , 6. August ’19
Der Christopher Street Day (CSD) erinnert an die Stonewall Riots vor 50 Jahren, bei denen sich Homosexuelle und Transpersonen gegen Polizeiwillkür erhoben – und damit gegen die strukturelle Diskriminierung von Queers. Gleichzeitig erhoben sie sich gegen rassistische Polizeigewalt; die Aufständischen waren mehrheitlich People of Color.
Wenn heute die AfD mit der Regenbogenflagge wirbt, ist das an Perfidität kaum zu übertreffen.
Am Samstag ließ es sich die Nürnberger AfD nicht nehmen, während des CSD einen Stand in der Nürnberger Innenstadt aufzustellen – direkt neben der Demoroute. Dort verbreitete die AfD ihre rassistische Hetze, während an ihrem Stand eine Regenbogenflagge hing.
Nach dem Ende der Pride-Parade fanden sich etwa 150 Personen spontan zusammen, um gegen die AfD zu protestieren. Sie postierten sich mit Transparenten und Plakaten vor dem Stand und riefen lauthals Parolen. Schnell war die Polizei da, um die Rassist*innen zu schützen. Sowohl von Seiten der AfD als auch von Seiten der Polizei kam es im weiteren Verlauf zu gewalttätigen Angriffen gegen die Demonstrierenden.
Nachdem die Regenbogenflagge vom Stand der AfD gerissen worden war, wurden zwei Personen von Polizist*innen zu Boden geworfen, gewaltsam traktiert und in Gewahrsam genommen. Außerdem kam es zu rassistischen Personenkontrollen durch die Polizei.
Letzten Endes musste die AfD aufgrund der Proteste abziehen.
Kein CSD für die AfD! Keine Regenbogenflagge für Rassist*innen und Sexist*innen!
Einen Bericht zu den Festnahmen gibt es von der Unterstützer*innengruppe auf indymedia.org zu lesen!
Als FLINT* Komitee erklären wir uns hiermit solidarisch gegenüber den von Repression betroffenen CSD Teilnehmer*innen!
Das FLINT* Komitee
Außerdem wollen wir hier einen Beitrag von Eve Massacre veröffentlichen, den sie über die ORCHID Facebook Seite am 6. August ’19 veröffentlichte:
Eve Massacre, 6. August ’19
‚Muss hier mal was loswerden: Ich bin den Protestierenden, die sich gegen den Stand der AfD beim CSD Nürnberg einsetzten, mehr als dankbar! Wenn ich vor Ort gewesen wäre, hätte ich mich angeschlossen.
Erstens fand ich es großartig, dass so viele so schnell mit einem spontanen Protest reagiert haben und zweitens bin ich auch für die sogenannte Sachbeschädigung dankbar: Dass die „Fahne“, die vom AfD-Stand abgerissen wurde, eine Regenbogenflagge war, wird in den Berichten der lokalen Presse so gut wie gar nicht erwähnt. Das Aneignen dieses LGBTIQ* Symbols und überhaupt der Stand in direkter Nähe des CSD war blanker brutaler Hohn ins Gesicht der CSD-Besucher*innen. Die AfD ist ganz klar mit Schuld am Anheizen eines gesellschaftlichen Klimas, in dem sich Rechte wieder mal mehr hinter dem Ofen vortrauen und nicht wenige Menschen schon Opfer konkreter homophober, transphober und/oder rassistischer (physischer) Gewalt wurden. Von einem zunehmenden Klima der Angst mal ganz zu schweigen.
Ich schreibe das hier, weil ich innerhalb der Queerszene gelesen habe, dass sich Leute von den engagierten Protesten distanzieren, weil sie ihnen – Bürgis gonna bürgi! – nicht „friedlich“ genug waren. Die mutigen Menschen, die beim Nürnberger CSD-Finale nicht einfach weitergefeiert haben, sondern sich getraut haben, sich spontan gegen die AfD zu versammeln und deren Stand die Regenbogenflagge zu entreißen, schlechtzureden und sich von ihnen zu distanzieren, ist gerade angesichts des diesjährigen Stonewall-Jubiläums ganz schön daneben. Wo, wenn nicht im Rahmen des CSD sollen sich denn Menschen so deutlich gegen Homophobie und Transphobie engagieren?
Diese ängstliche Kleinbürgerlichkeit, den Leuten auch noch in den Rücken zu fallen, die sich für uns engagiert haben, ist echt Teil des Problems. Wie weit müssen die Rechten gehen, damit für bürgerliche LGBTIQ*s nicht mehr an erster Stelle steht, vom cis-hetero-Mainstream geliebt zu werden? Es sollten sich doch gerade heute wieder alle bewusst sein: Die wenigsten Rechte wurden erkämpft, in dem mal eben nett mit denen, die einen als minderwertiges Leben betrachten, geplaudert wurde, sondern genau von den Leuten, die sich dem mutig in den Weg stellten. Und dazu gehören genau solche mutigen Aktionen.
Diesen Menschen gebührt nicht nur als historische Erinnerung, quasi aus sicherer zeitlicher Entfernung unser Respekt, sondern auch gerade heute, in der Gegenwart, jetzt!
luvluv,
eve massacre
x
P.S.: Danke für die Sticker, DYKE MARCH Nürnberg Gang
P.S. P.S.: Danke übrigens auch für eine wunderschöne CSD-ORCHID-Nacht! Nächstes ORCHID ist erst am 26. Oktober, aber wer Lust hat: Am 17. August mache ich mit einem Freund We Got This, das wird auch schön. Und wenn ich schon am Termine verraten bin: Am 4. Oktober feiern wir eine rauschende ORCHID Karaoke Nacht im Rahmen vom Nihrff – Filmfestival der Menschenrechte. Bis dahin haben wir hoffentlich auch einen neuen Beamer. Und hey: Voguing Ball von J.J. Laconya machen wir am 9. November! Busy Herbst! ‚
Eve Massacre